Schwarzweiss-Filmentwicklung

Üblicherweise gibt man die Filme zum Labor. Leider hat die digitale Revolution (ein schrecklicher Begriff, gegen welchen Missstand wird hier revoltiert?) auch vor den Fotolaboren nicht Halt gemacht und so ist es m.M. nach inzwischen auch aus Qualitätsgründen bei SW-Filmen besser, selbst Hand anzulegen. Dass es auch noch kostengünstiger sein kann, das ist ein angenehmer Nebeneffekt. Viel wichtiger aber: Sie können durch die Wahl des Entwicklers auf Schärfe und Kontrast Einfluss nehmen. Auch können Belichtungskorrekturen (400 ASA-Film wie 1600 ASA belichtet) ausgeglichen werden.

variouse Jobo film-developement-tanks

Nun gut, was brauchen wir also für die Entwicklung unseres ersten SW-Filmes?

Ich verwende Jobo-Entwicklungsdosen. Auch die Firma Kaiser und einige andere bauen ähnliche Behälter. Mir hat an Jobo die große Auswahl und das modulare System gefallen. Die Qualität ist gut und auf eBay leicht zu bekommen. Von älteren Systemen rate ich ab, erst ab der 1500/2500-Serie kann man die Deckel auch gegen solche austauschen, die für Entwicklungsmaschinen mit Zahnradhals (Jobo DuoLab, AutoLab) ausgestattet sind. Achten Sie beim Kauf darauf, dass keine der Plastikklammern am Deckel abgebrochen ist und der Deckel mit einem roten Gummiverschluss abgeschlossen ist, der noch nicht ausgeleiert ist. Sonst sabbert die Dose und das ist unangenehm.

In die Dose gehört eine JOBO DuoSet-Spirale. Diese Spiralen sind sowohl für Kleinbild (KB/135) als auch Mittelformat (MF/120) Filme geeignet. Sie lassen sich in zwei Positionen verriegeln. Auf eine Spirale passen entweder ein KB-Film oder zwei MF-Filme hintereinander

Wenn Sie keine 120er Filme haben, reicht ihnen die Dose 1510. In die Dose 1520 passen entweder 2 Spiralen oder eine Spirale in der ausgefahrenen 120-Position. Beide Dosen lassen sich mit Zwischenringen (1530/1540) erweitern, sodass man in einem Durchgang bis zu 5 KB-Filme oder 6 MF-Filme entwickeln kann.

Das Einspulen des Filmes ist etwas fummelig und wird in der absoluten Dunkelheit auch nicht einfacher. Üben Sie erstmal mit einem billigen oder abgelaufenen Film bei Tageslicht.

Die Dose wird, je nach Anzahl der Filme, mit Chemie gefüllt. Für 1500er-Tanks benötigen Sie (mit entsprechnder Verlängerung):

Filme123456
135er250ml500ml750ml1000ml1250mlxxx
120er450ml450ml900ml900ml1250ml1250ml

Film(e) aufspulen und ab in die Dose

Bei 135er Film muss der Film aus der Patrone befreit werden. Falls Sie einen Filmlaschenauszieher verwenden, dann halten Sie sich an die Anleitung und ziehen sie die Filmlasche aus der Dose. (Manche Kameras mit Filmrückspulmotor ziehen den Film nicht bis ganz in die Dose zurück. Ob das ein Vorteil ist werden Sie selbst erkennen, sobald Sie den ersten Film zweimal belichtet haben.) Schneiden Sie jetzt die Lasche an der Stelle, wo sie die volle Breite erreicht, ab und schrägen Sie die Ecken ein wenig ab. Dadurch wird das Einspulen viel einfacher.

Solange noch Licht ist, legen Sie sich alles bereit bzw. in den Wechselsack. Wir brauchen eine Entwicklungsdose mit Deckel, Achsrohr und Spirale, die Filmdose(n), eventuell einen Patronenöffner und eine Schere. Wenn Sie mit Wechselsack arbeiten, geben sie die Dinge in den Sack und verschließen ihn gut. Greifen Sie durch die Manschetten hinein und schieben Sie die Manschetten bis zu den Ellbogen. Eine dunkle Ecke wäre von Vorteil. Haben Sie einen lichtdichten Raum, dann legen Sie alles in Griffweite und drehen Sie das Licht ab. Warten Sie 5 Minuten. Wenn sie nun die Hand vor die Augen heben, sollten Sie nicht einmal einen Umriss erkennen. Gut, beginnen wir.

Jobo analog film-developement-equipment

Kleinbildfilm

Ist die Lasche noch nicht aus der Patrone, machen wir sie nun mit dem Öffner (es geht auch mit einer Zange) vom Boden her auf und ertasten den Filmanfang. Frisch gewaschene Hände wären jetzt gut, berühren Sie vor allem nicht die zum Spulenkern gewandte Seite des Films, hier ist die Emulsion. Wie schon vorhin beschrieben schneiden wir den Filmanfang gerade und schrägen die Ecken ab. Das geht auch im Dunkeln mit etwas Übung und bei MF geht es nur so.

Nehmen Sie jetzt die Spirale und ertasten Sie die Stelle, an der der Film eindringen soll. Schieben Sie den Film vorsichtig hinein. Wenn Sie Glück haben, können Sie ihn vollständig reinschieben. Ziehen Sie immer ein Stück des Filmes aus der Dose und schieben Sie sie weiter in die Spirale. Der Film sollte so eingefädelt werden, dass die Emulsionsseite zur Mitte der Spirale weist. Das erleichtert das Einfädeln erheblich.

Wenn sich der Film nicht mehr ohne Gewalt in die Spirale schieben lässt, spulen Sie ihn durch Drehbewegungen weiter. Dazu hält man die Spirale hochkant zwischen den beiden Händen, und verdreht die beiden Hälften gegeneinander, während man den Film leicht mit den Fingerkuppen einer Hand fixiert. Danne verdreht man die Hälften in die andere Richtung, während man den Film mit den Kuppen der Finder der anderen Hand fixiert. Mit Worten lässt sich das nur schwer beschreiben, darum sollten Sie das bei Tageslicht üben.

Wenn der ganze Film aus der Filmpatrone heraussen ist, wird er abgeschnitten (möglichst ohne den Klebestreifen, der den Film in der Dose hält) und weiter auf die Spirale geschoben, bis er eine Windung vom Beginn entfernt angelangt ist. Die Spirale wird nun auf das Achsrohr gedrückt. Wenn Sie mehrere Spiralen zugleich verarbeiten, dann wiederholen Sie den Vorgang des Aufspulens und schieben die Spiralen auf die Achse immer bis ganz nach unten. Die Achse ist wichtig, damit beim Einfüllen der Chemie kein Licht zu den Filmen gelangt.

Jetzt kommt die Aches mit der/den Spirale(n) in den Tank, das breite Ende der Achse nach unten. Setzen Sie den Deckel auf den Tank, wobei Sie die rote Manschette hochhalten. Während Sie den Deckel gleichmäßig auf den Tank drücken, schieben Sie die Manschette nach unten. Rot Abdeckung drauf, fertig. Jetzt können Sie wieder Licht machen.

Mittelformat-Film 120

Hier wird es etwas schwieriger. Durch die größere Breite ist der Film etwas empfindlich in der Handhabung. Lassen Sie sich nicht enttäuschen, Übung macht den Meister.

Zuerst wird (möglichst im Dunkeln!) die Papierlasche durchtrennt, die den Papierträger fixiert, während Sie die Filmrolle am aufdrehen hindern. Dann rollen Sie (in absoluter Dunkelheit) das Deckpapier ab, bis sie zum Film(ende) kommen. Wiederum werden die Ecken abgeschrägt und man beginnt mit dem Einspulen in die Spirale, die auf die äussere Position verbreitert wurde. Ziehen Sie den Film mindestens eine halbe Umdrehung in die Spirale und schieben Sie ihn dann weiter, solange es geht. Dann machen Sie wie beim KB-Film mit Drehbewegungen weiter. Am Ende ist der Film am Deckpapier mit einem Klebestreifen fixiert. Sie können ihn entweder kurz davor abschneiden oder den Klebestreifen ablösen. Spulen Sie den Film weiter in die Spirale. Wenn Sie nur einen Film entwickeln, reicht eine Umdrehung.

Haben Sie noch einen zweiten Film, dann transportieren Sie den ersten, bis er beim Spiralkern angekommen ist. Falls Sie noch die roten Plastikklemmsperre haben, können Sie den Film damit in der Innenbahn fixieren, es geht aber auch ohne ihr. Dann schieben Sie den zweiten Film genauso auf die Spirale. Anschließend wird die Spirale auf die Spule gesteckt und im Tank verschlossen.

Entwickler, Stoppbad und Fixierer vorbereiten

Entwickler gibt es (noch) wie Sand am Meer. Man unterscheidet zwischen Feinkorn-, Ausgleichs- und schärfesteigernden Entwicklern. Für den Anfang würde ich zu einem Standardentwickler greifen. Ob Sie mit Agfa Rodinal, Kodak XTol oder Microdol, einem Ilford oder einem anderen beginnen, ist nicht so wichtig. Das Problem ist, Sie kennen den Effekt des Entwicklers im Zusammenspiel mit ihrem Film nicht. Was für den Einen eine tolle Schärfe ist, ist für den Anderen körnig. Vielleicht erkundigen Sie sich in einem Forum (z.B. Phototek, mit Suchfunktion!), welcher Entwickler Ihnen am ehesten entspricht. Und dann überprüfen Sie auch noch mit dem Entwicklungszeitenrechner, ob die Kombination aufgeführt ist, sonst haben Sie keinen Ausgangswert für die Entwicklungszeit bei Ihrem ersten Versuch.

Wenn Sie Pulverentwickler verwenden, setzen Sie ihn nach Anweisung auf der Verpackung an. Handelt es sich um Einmallösungen, werden sie nach dem Gebrauch weggekippt (oder gesammelt und entsorgt). Mehrfachentwickler sollten nicht zu lange herumstehen, da sonst die Reaktionsfreudigkeit der Chemie nicht garantiert werden kann. Stammlösungen werden für den Einsatz auf die gewünschte Konzentration verdünnen. (Rodinal kann man z.B. 1:25 oder 1:50 verwenden, was sich auf die Entwicklungszeit und die Feinkörnigkeit auswirkt.) Sie sehen, Entwickler sind ein umfangreiches Thema und es gibt viele Einflussfaktoren, deshalb beschränken Sie sich besser für den Anfang auf die Standardentwicklung.

Messen Sie die Temperatur des Entwicklers und bestimmen Sie die Entwicklungszeit anhand des Entwicklungszeitenrechners. Zu hohe Temperaturen sind nicht empfehlenswert, da dann die Entwicklungszeit zu kurz wird und Sie nicht zu reproduzierbaren Ergebnissen kommen.

Das Stoppbad können Sie natürlich auch kaufen. Aber warum, wenn Sie es fast gratis im Supermarkt bekommen? In der Backmittelabtielung kaufen Sie eine Packung Zitronensäure, davon geben Sie einen halben Teelöffel in ein Liter Wasser. Das funktioniert genausogut, vor allem, wenn Sie sie nur einmal verwenden.

Beim Fixierer können Sie kaum etwas falsch machen. Zimmertemperatur passt immer, die Verdünnung entnehmen Sie dem Packungsaufdruck. Da sich der Film nach dem Stoppbad nicht mehr ändert, ist die Fixierzeit (nachdem der Filmträger geklärt ist, s.u.) relativ belanglos.

Entwicklen

Das wichtigste beim Entwickeln ist, dass Sie sich ein eigenes Schema zulegen, an das Sie sich für die Zukunft halten. Sie können die Stoppuhr vor oder nach dem Einfüllen des Entwicklers starten, aber machen Sie es immer genauso. Oder Sie können die Dose ständig rollen oder aber Sie kippen die Dose jede volle Minute für 10 Sekunden. All das hat Auswirkungen auf das Ergebnis. Wenn Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, dann ändern Sie beim nächsten Mal genau einen Parameter und vergleichen Sie. Alles andere ist Zeitverschwendung. Der Entwicklungszeitenrechner gibt unterschiedliche Zeiten für unterschiedliche Kipp- und Rotationsverfahren an! Ich erkläre es für den 1-Minuten-Kipprythmus.

Auf die Plätze - fertig - los! Den roten Stopfen von der Dose nehmen und Entwickler hineingiessen. Stoppuhr starten, Deckel drauf und eine Minute gemütlich kippen. Es soll sich kein Schaum bilden können. Dann die Dose zwei- oder dreimal sanft aufstoßen, um Luftblässchen, die am Film haften, abzulösen. Danach jede volle Minute für 10 Sekunden kippen und wieder aufstoßen. Am Ende der Zeit den Entwickler abgiessen.

Stoppbad

Das Stoppbad einfüllen und wieder kurz kippen. Dadurch wird die Entwicklung beendet. Nach einer Minute (ich gehe lieber auf Nummer sicher, eine halbe Minute sollte auch schon reichen) das Stoppbad ausgiessen (in den Ausguss, ist ja nichts anderes als Zitronenlimonade) und auf zum dritten Schritt.

Fixieren

Haben Sie den Beginn der Filmlasche aufgehoben? Oder ein Schnippsel des MF-Filmes? Das wäre jetzt sehr hilfreich. Füllen Sie den Fixierer in die Dose, verschliessen sie den roten Stopfen und kippen Sie ein paarmal. Dann aufstoßen, den Schnippsel in eine Tasse legen und eine kleine Menge Fixierer dazutun. Ab und zu wird die Dose gekippt. Innerhalb weniger Minuten ist das Schnippsel glasklar. Das gleiche gilt für ihren Film in der Dose, nur dass darauf auch noch Bildspuren sind. Wenn Sie sicher sein wollen, warten Sie nochmal so lange, wie der Filmrest zum klären gebraucht hat und entsorgen dann den Fixierer.

Wässern und Trocknen

Jetzt müssen noch die Chemierückstände ausgewaschen werden. Wenn Sie eine Jobo Cascade haben, dann gehts einfach und schnell. Ein Ende an den Wasserhahn, das andere in den Dosendeckel, Wasser marsch. Fünf Minuten reichen. Ohne Cascade öffnen Sie die Dose und lassen 10-15 Minuten lang Wasser fliessen. Nicht zu kalt, sonst kann es zu Runzelkornbildung kommen.

Eine andere Methode geht so: Sie füllen Wasser ein und kippen 5 Mal, Wasserwechsel, 5x Kippen, Wasserwechsel, 10x, 10x, 25x, 25x. Erschöpfend, aber es funktioniert.

Abschliessend geben Sie etwas Netzmittel in den Tank und wässern den Film damit eine Minute. Spülmittel tut’s auch. Dann die Spirale rausnehmen, die beiden Hälften trennen, den Film an einem Ende hochheben und abtropfen lassen. Einmal zwischen dem angefeuchteten Zeige- und Mittelfinder abstreifen und aufhängen. Bei mir geschieht das entweder im Bad auf einer Wäscheleine mit Holzkluppen (auch am unteren Ende, damit sich der Film nicht so einrollt) oder in einem Trockenschrank mit gefiltertem Warmluftgebläse. Man gönnt sich ja sonst nichts. ;-)

Manche Filme(z.B. Kodak TMax) haben danach noch einen rosa oder violette Farbstich. Das stört eigentlich nicht in der weiteren Verarbeitung, es verlängert nur die Belichtungszeit. Wenn Sie wollen, können sie den Film einfach einen Tag in die Sonne hängen.

Viel Spaß beim Vergrössern! Und wenn Sie mit den Ergebnissen nicht zufrieden sind, überlegen Sie, was Sie änder wollen. Sind die Bilder zu dunkel oder zu bleich? Dann korrigieren Sie die Entwicklungszeit. Vorschläge macht der Entwicklungsrechner, wenn Sie die Push- oder Holdzeiten nehmen. Diese wirken sich auf die Dichte des Filmes aus. Ist ihnen das Korn zu präsent, wählen Sie einen Feinkornentwickler oder erhöhen die Verdünnung bei Rodinal. Kommen ihnen die Bilder nicht scharf genug vor, ist Rodinal 1:25 meine Empfehlung. Ziel sollte es sein, dass Sie ein normales Negativ ohne Probleme auf Graduation 2-2.5 vergrößern können.