Nach dem Entwickeln des Filmes ist die logische Folge, die Negative selbst zu vergrössern. So schön alle Bilder auch am Monitor aussehen, mit der Haptik einer 30x40-Vergrösserung können sie es nicht im Mindesten aufnehmen. Doch vor den Erfolg hat der Herr den Schweiss in Form von üben gestellt.
Im Web finden Sie eine große Zahl von Anleitungen, wie Sie ihre DuKa planen und darin arbeiten. Aber so wie es viele Wege nach Rom gibt, kann man dabei auch verschiedene Ansätze verfolgen. Ich möchte Ihnen zeigen, wie Sie mit möglichst geringen Kosten hochwertige BIlder erhalten und was Sie erwarten können, wenn Sie mehr Geld einsetzen. Dieser erste Teil ist dabei der umfangreichste, da ich ihnen hier auch das nötige Hintergrundwissen mitgeben will und Sie bei Ihrem ersten Bild durch den ganzen Prozess führe.
Gehen wir die Sache methodisch an. Wir brauchen:
Eine schöne Liste, oder? Für den Anfang schauen Sie sich nach einer gebrauchten Ausrüstung um, da wird das alles schon dabei sein und wahrscheinlich noch einiges mehr. Der entscheidende Punkt ist der Vergrösserer, mit dessen Qualität steht oder fällt das Projekt. Auf dem Foto rechts sehen Sie übrigens meinen derzeitigen Werkplatz. Abgesehen von zwei Lautsprechern gehört alles zur DuKa. Links steht der Modular-70 Vergrösserer, auf der Grundplatte hinten links das Scharfstellgerät und in der Mitte ein Vergrösserungsrahmen. Rechts finden Sie ein Jobo Duolab. Das sind vier beheizte, schrägstehende Tanks für die Chemie, die viel Platz und Zeit sparen helfen. Darüber erfahren Sie mehr in der Folge 2 dieser Serie. Aber gehen wir der Reihe nach vor.
Wie groß muss der Raum sein? Das kommt auf Ihre Leidensfähigkeit an. Ich habe schon in einer Dusch-/WC-Kabine gearbeitet. Nie wieder! Als erträgliche Untergrenze empfehle ich einen Raum, in dem ein Tisch hineinpasst und wo man selbst davor noch Platz hat. Es muss keine explizite Dunkelkammer sein, man kann fast jedes Zimmer soweit abdunkeln, dass man darin zumindest in der Nacht arbeiten kann.
Der Tisch muss so tief sein wie die Grundplatte des Vergrösserers und breit genug, um neben dem Vergrösserer die Plastikwannen aufzustellen. Dabei hat sich bewährt, eine Arbeitsrichtung (Workflow) einzuhalten. Also beispielsweise links den Vergrösserer und nach rechts anschliessend zuerst die Entwicklerwanne, dann das Stoppbad und zuletzt den Fixierer. Unter dem Tisch steht ein Kübel mit Wasser, der die fertigen Bilder aufbewahrt, bis sie unter fliessendem Wasser von allen Chemierückständen befreit werden. Lassen Sie etwas Abstand zwischen Vergrösserer und Entwickler, damit ihnen keine Chemiespritzer auf die Vergrössererplatte kommen.
Sinnvoll ist auch, ein Regal für Chemiebehälter einzubauen.
Sie können jeden passenden Tisch verwenden. Ich habe es mir leicht gemacht und eine MDF-Platte mit wasserabweisender Oberfläche im Baumarkt gekauft. Da ich gerne bei der Arbeit stehe, ist die Platte in Hüfthöhe auf drei Holzböcken aufgelegt. Durch das Gewicht des Vergrösserers ist die Sache dann recht stabil geworden. Das ist auch das wichtigste Kriterium. Wacklige Tische ermöglichen keine wirklich scharfen Vergrösserungen.
Wenn Sie nicht jedes Blatt einzeln aus der Box nehmen wollen, dann können Sie auf die Unterseite der Platte eine lichtdichte (Holz-)Lade montieren, in der Sie einen Arbeitsvorrat an Papier legen.
Das ist das teuerste Teil der Ausrüstung. Es kommt halt darauf an, ob Sie bereits wissen, dass Sie mit der Dunkelkammer weitermachen werden, denn dann lohnt es sich, gleich von Anfang an etwas mehr Geld in den Vergrösserer zu investieren. Suche Sie unbedingt zuerst die lokalen Fotogeschäfte ab und fragen Sie im Bekanntenkreis herum, vielleicht haben Sie Glück und bekommen ein gebrauchtes Gerät günstig. Auch eBay ist eine ernstzunehmende Quelle, wobei Sie aber auf Anbieter in ihrer Nähe setzen sollten. Vergrösserer sind groß und recht präzise gefertigt, der Transport kann daher problematisch sein. Gut, dass sich die Grundplatte abschrauben lässt. Vor einigen Jahren, als die kleinen Fotolabore alle auf digital umgerüstet haben, konnte man Profieequipment zu absout rekordverdächtigen Tiefstpreisen bekommen. Diese Zeiten sind leider vorbei und auch auf eBay wird einem nichts mehr geschenkt.
Wenn man sich einen Vergrösserer anschaut, besteht er zumindest aus folgenden Teilen:
Das wäre dann ein sehr einfacher, aber durchaus brauchbarer, Vergrösserer. Alle Hersteller (u.a. Kaiser, Durst, Dunco) habe solche Einsteigergeräte im Programm, und da früher vor allem von Amateuren verwendet, gibt es immer wieder Dachbodenfunde, die auch durchaus noch gut funktionieren. Es ist ja kaum was dran, was (durch sein Alter) kaputt wird. Worauf Sie achten sollten ist der Zustand der Schienenbefestigung am Grundbrett, dass sich der Kopf problemlos verschieben lässt, dass das Gerät eine Lade für Farbfilter oder einen Kopf mit Farbreglern hat, eine Negativlade und ein dazu passendes Objektiv.
Die Farbfilter brauchen Sie, um bei den heute üblichen Kontrastwandelpapieren den Kontrast zu steuern. Die billigste Lösung sind unterschiedlich dichte Farbfilter in Magenta und Gelb, die in eine Lade unter das Negativ kommen. Die teurere, aber deutlich bequemere Variante ist ein Farbvergrösserungskopf, der drei Farbregler hat. In den Papierpackungen sind Tabellen, welche Werte Sie für welche Härte einstellen müssen. Und die kompfortabelste Lösung ist ein SW-Kopf mit einem Graduationsrad. Dabei drehen Sie nür an einem Regler und beeinflussen dabei zwei Farben gleichzeitig. Besonders bei Split-Grade-Technik ein empfehlenswertes Teil.
Die Negativlade nimmt, wie der Name andeutet, das Negativ auf. Deshalb sollte es die richtige Größe haben. Einsteigergeräte sind oft auf Kleinbildformat beschränkt, bessere Geräte können bis 6x6, und nur die Profigeräte (z.B. Durst Laborator 1200) gehen deutlich darüber hinaus und sind für Großformatnegative geeignet. Entscheiden Sie sich anhand Ihrer geplanten Ausrüstung. Die Negativladen gibt es mit und ohne Anti-Newton-Gläsern. Der Vorteil der Gläser ist die exakte Planlage, was besonders ab Mittelformat und bei stark gebogenen Negativen wichtig ist. Nachteil ist der höhere Aufwand, um Staub zu vermeiden.
Das Objektiv schließlich ist der wichtiste Teil. Es sollte zum gewählten Format passen und entspicht in der Brennweite dem Normalobjektiv des jeweiligen Formates. Also ein 50mm für Kleinbild und ein 80mm für 6x6-Mittelformat. Damit sollten sich auf jeden Fall Bilder bis 24x30 cm erstellen lassen. Wenn Sie grössere Bilder brauchen, den Kopf aber nicht weiter ausfahren können, gibt es die Möglichkeit, ein Weitwinkelobjektiv zu verwenden. Am Markt sind mehrere Hersteller vertreten, wobei das Nikon 50mm einen guten Ruf hat und das Rodenstock Rodagon (besonders die APO-Version) sowie das Schneider-Kreuznach Componon über jeden Verdacht erhaben sind. Absolute Helligkeit ist dabei weniger wichtig, die beste Bildqualität erreichen Sie, wenn sie 2-4 Blenden abblenden.
Wenn Sie nicht so aufs Geld schauen müssen, wäre ein ausbaufähiges System interessant. Durst baute z.B. mit dem Modular-70 ein System, das mit verschiedenen Masken von Minox bis 6x6 alles verarbeitet und bei dem Sie den Kopf auf SW-Graduatonsrad, Farbkopf oder mikroprozessorgesteuerte Farbregler mit Fernbedienung und Autofokus umrüsten können. Die längere Schiene erlaubt problemlos 30x40 und mehr. Falls es ganz groß sein soll, kann die Schiene an die Wand geschraubt werden.
Damit wird das Bild, das Sie auf das Papier auf der Grundplatte projezieren, vergrössert, um die Schärfe ganz exakt einzustellen. Es gibt verschiedene Systeme, die besten heissen PEAK, aber auch günstigere oder gebrauchte (z.B. von Peterson und Hama) sind problemlos im Einsatz. Man kann zwar auch mit freiem Auge scharfstellen, aber das projezierte Bild ist nicht hell genug, um den Schärfepunkt sicher zu treffen.
Die Helligkeit des Bildes ergibt sich aus der Dauer der Belichtung. Ich versuche die Zeiten zwischen 10 und 30 Sekunden zu halten, um noch mit Abwedeln korrigierend eingreifen zu können. Mit etwas Übung können Sie die Zeit auch herunterzählen, aber das ist mehr als ungenau. Zeitschaltuhren dienen dazu, den Vergrösserer für eine einstellbare Zeit aufzudrehen. Auch mehrere Vergrösserungen vom gleichen Negativ gelingen damit viel einfacher.
Sie brauchen nicht im Dunkeln zu arbeiten, denn SW-Papier ist unempfindlich für rotes Licht. Die günstigste Rotlichtlampe ist eine im Selbstbau hergestellte LED-Lampe. Dazu nehmen Sie ein Dutzend roter LEDs, dazupassende Vorwiderstände und ein Steckernetzteil. Das hält ewig und kostet fast nichts. Als Behälter habe ich eine durchsichtige Plastikbox verwendet, bei der ich die Oberfläche mit Schmirgelpapier bearbeitet habe.
Alternativ gibt es mit roter Farbe überzogene Lampen, Lampengehäuse mit roter Folie davor und LED-Leuchten mit einer E27- oder E14-Fassung. Letztere habe ich als Decospot rot bei Conrad Electronics gesehen. Achten Sie darauf, wieviel Licht auf die Arbeitsfläche fällt. Dazu machen Sie den Schleiertest. Legen Sie dazu im Dunkeln ein Blatt Vergrösserungspapier an die Stelle, wo sonst die Entwicklerwanne ist, legen eine Münze darauf und decken Sie es zur Hälfte ab. Drehen Sie das DuKa-Licht auf. Nach einer Minute ziehen Sie das Deckblatt etwas zur Seite, sodass mehr von dem Papier zu sehen ist. Nach zwei, vier und acht Minuten nochmals. Nachdem Sie das Blatt ganz entfernt haben warten Sie noch 16 Minuten und entwickeln das Vergrösserungspapier ganz normal. Jetzt sehen Sie genau, nach welcher Zeit die DuKa-Beleuchtung zu einer Verschleierung ihrer Bilder führt. Unter der Münze ist die Kontrollfläche. Wenn es weniger als 4 Minuten gedauert hat, bis das Papier einen leichten Schleier erhielt, sollten Sie die Helligkeit reduzieren.
Diesen Test können Sie auch dazu verwenden, die Lichtdichtheit ihres Arbeitsraumes zu prüfen oder ob Ihr Vergrösserer im Bereich der Negativlade seitlich zuviel Licht entweichen lässt.
Prinzipiell gibt es zwei Arten von Papier: Baryt und PE. Ersteres besteht wirklich aus Papier, auf das die lichtempfindliche Schicht aufgetragen ist und auch ins Papier eindringt. Baryttpapiere zeichnen sich durch besonders wertige Haptik, höheres Gewicht und eine nachgewiesene Lebensdauer von über 100 Jahren aus. Nicht umsonst wird es von Museen bevorzugt. Die Anhänger des auf Plastikträger beruhenden PE-Papieres freuen sich dafür über die einfachere Handhabung, die raschere Verarbeitung und dass man Bilder, speziell wenn sie hinter Glas sind, den Unterschied nicht ansieht. Ich empfehle Ihnen, mit PE zu beginnen und erst dann auf Baryt umzusteigen, wenn Sie sattelfest bei der Verarbeitungstechnik sind.
Ausser beim Trägermaterial unterscheiden sich die Kontrastwandelpapiere durch verschiedene Oberflächen (glänzend, halbmatt/perl und matt), Dicke, Warmton oder Kaltton und Format. Die höchste Dichte erhalten Sie mit glänzender Oberfläche.
Die einfachste Möglichkeit, Papier flach zu bekommen, ist eine Glasplatte. Aber noch mehr brauchen wir sie, um Kontaktkopien unserer Negativer anzufertigen. Besorgen Sie sich beim Glaserer eine Glasplatte von ca. 25x35 cm, Stärke 7 mm, mit abgerundeten Kanten. Wenn es ganz billig sein muss, reicht auch das Glas aus einem rahmenloser Bilderrahmen.
Sie sind die billigste Möglichkeit, bequem Bilder zu entwickeln. Prinzipiell sind es chemieunempfindliche Wannen, etwas größer als ihr verwendetes Material und mit einer Ausgiesslippe versehen. Üblich sind die Farben rot-gelb-grün, die man auch bei Rotlicht gut unterscheiden kann. Gefüllt mit genügend Chemie, um das Papier dari sicher unterzutauchen erlauben sie die Kontrolle der Entwicklung. Sie sollten sich mindestens zwei Sets besorgen, eines für kleine Prints und zum Üben und eins für Ihr maximales Format. So sparen Sie unnötige Chemie.
Wenn Sie in einem kalten Raum arbeiten (weniger als 18-19 Grad), sollten Sie über die Anschaffung von Temperieruntersätzen nachdenken. Die Wannen werden darauf gestellt und der Inhalt wird elektrisch aufgeheizt. Denn unter Raumtemperatur laufen die chemischen Prozesse viel langsamer ab. Da man bei der Vergrösserung immer ausentwickelt (im Gegensatz zur Filmentwicklung, wo man durch die Entwicklungszeit die Dichte steuert), ist die exakte Temperatur nicht so wichtig. Die Hersteller geben Verarbeitungszeiten vor, die auf der sicheren Seite liegen.
Ich unterstütze meinen lokalen Händler. Vielleicht haben Sie nicht das Glück, in Ihrer Umgebung noch so ein Fachgeschäft vorzufinden. In diesem Fall bietet das Internet reichlich Abhilfe. Versuchen Sie Pulverentwickler, da sind die Transportkosten günstiger. Für Stopbad nehmen Sie Citronensäure (wie bei der Filmentwicklung beschrieben). Fixierer gibt es meines Wissens nach nur als Fertiglösung, aber so viel braucht man nicht davon.
Aufbewahrt wird die Chemie in Weithalsflaschen. Damit ist das Aus- und vor allem Zurückgiessen einfacher. In den Wannen sollten Sie es nicht lassen, durch die Reaktion mit dem Luftsauerstoff verlieren sie bald ihre Reaktionsfähigkeit.
Für das Zurückgiessen der Chemikalien ist der bereits oben erwähnte Trichter gedacht. Papierzangen können Sie verwenden, um das Papier unterzutauchen und von einer Wanne in die andere zu heben. Ich persönlich habe kein Problem damit, mir die Finder schmutzig zu machen. Aktuelle Chemie ist, sofern man keine Allergie oder offene Wunden hat, problemlos. Die Schere können Sie zum Zuschneiden von Abwedelmasken verwenden und um einzelne Blätter in Probestreifen aufzuteilen. Wahrscheinlich werden Sie sich aber bald einen Rollenschneider zulegen.
Fertig fixiertes Papier ist voll Chemie. Um es haltbar zu machen wird es mehrere Minuten in einer Wanne mit fliessendem Wasser gelegt. Baryt ist dabei viel aufwendiger, da es mit der Chemie vollgesogen ist. Rechnen Sie mit einer halben Stunde Wässerungszeit.
Um nicht für jedes Blatt die DuKa verlassen zu müssen können Sie die Blätter in einem Wasserkübel sammeln. Dadurch wird auch die folgende Schlusswässerung schneller erledigt.
Wenn das Papier klatschnass aus der Schlusswässerung kommt, muss es trocknen. Bei PE-Papier reicht dazu eine Möglichkeit zum Abdropfen, z.B. ein Handtuch, und eine Wand, um das Blatt anzulehnen. Platzsparender ist die Verwendung eines Tellereinsatzes aus einer Geschirrwaschmaschine.
Barytpapier ist widerspenstig. Es ist ja eigentlich ein nasser Fetzen. Eine günstige Lösung ist eine gut gespannte Leine, auf der es aufgehängt wird. Dann wird es sich verbiegen wie ein Hund mit Flöhen und Sie pressen es tagelang in einem grossen Buch. Oder Sie nehmen gleich eine Trockenpresse. Das ist eine Heizplatte mit einer glänzenden glatten Oberfläche und einer Tuchbespannung, die das Blatt festhält. Ist eigentlich nur noch gebraucht zu bekommen.
So, das ist die sinnvolle Mindestausstattung. Weiter geht es mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zum ersten Bild.