Das erste Bild in der eigenen SW-Dunkelkammer

Im ersten Teil habe ich die Bestandteile einer einfachen Dunkelkammerausrüstung vorgestellt. Jetzt führe ich Sie durch den Prozess bis zum fertigen ersten Bild.

Vorbereitungen

Wie bereits erwähnt ist der effiziente Aufbau der Anlage entscheidend. Im Prinzip stellt man einen Workflow zusammen, bei dem man an einem Ende mit dem Vergrösserer beginnt und am anderen Ende den Wässerungsbehälter hat. Dazwischen werden die übrigen Teile so angeordnet, dass man die Verarbeitungsrichtung beibehält. Wenn Sie genug Platz haben dann hat es sich bewährt, Trocken- und Nassbereich auf unterschiedliche Tische zu verbannen.

Zurück zur Praxis. schneiden Sie ihre Negative wenn nötig in Streifen, so dass sie später möglichst alle auf ein Blatt kopiert werden können. Legen Sie einen Negativstreifen und das Papier bereit (nicht öffnen!), füllen Sie Entwicker, Stoppbad und Fixierer in die Wannen und Sie sind bereit. Licht aus, Rotlicht an.

Kontaktkopie

Als erstes werden wir eine Blattkopie der SW-Negative anfertigen. Sie ist Voraussetzung für die Beurteilung und damit der Auswahl der Aufnahmen. Dazu öffnen Sie die Packung mit dem Papier 24x30 und nehmen ein Blatt heraus. Die beschichtete Seite spüren Sie, ausserdem hat sie eine leichte Wölbung nach oben. Schneiden Sie das Blatt in Streifen, die so breit sind wie ein Negativstreifen. Ein Streifen kommt auf die Vergrössererplatte (mittig), der Rest zurück in den Karton.

Nun legen Sie den Negativstreifen auf den Papierstreifen und die Glasplatte darauf. Der Vergrösserungskopf ist so weit hochgefahren, dass sein Licht mehr als die gesamte Fläche des ungeschnittenen Papieres ausleuchtet. Die Negativlade ist leer. Das Objektiv wird auf Blende 8 oder 11 gestellt. Die Zeitschaltuhr auf 32 Sekunden. Bei abgedrehtem Vergrösserer wird das eventuell vorhandenen Rotfilter aus dem Strahlengang herausgeschwenkt. Bei Farbfilterkopf stellen Sie die Filterung auf einen der Härte 1 entsprechenden Wert, bei Filterlade legen Sie die passenden Filter ein. Durch die Wahl einer eher weichen Graduation können Sie besser den Tonwertumfang bei der entgültigen Vergrösserung beurteilen.

Jetzt wird es ernst. Nehmen Sie einen Karton (A4) in die Hand und starten Sie die Zeitschaltuhr. Sobald der Vergrösserer leuchtet beginnen Sie im Sekundentakt zu zählen. 21-22-23 usw. Nach 21 decken Sie einen kleinen Teil des Negativestreifens ab. Bei 22 decken Sie etwas mehr ab. Bei 24 und 28 immer mehr. Danach zählen Sie nochmals 8 Sekunden und decken weiter ab und warten, bis die Schaltuhr nach 32 Sekunden den Vergrösserer abdreht. Sie haben sicher gemerkt, was Sie gerade gemacht haben. Es war eine Belichtungsreihe mit 6 Feldewrn, wobei jeder folgende Streifen genau doppelt soviel Licht erhalten hat wie der davorliegende.

Entwickeln

Legen Sie die Glasscheibe beiseite, nehmen Sie den Papierstreifen und legen ihn in den Entwickler mit der Schichtseite nach oben. Drücken Sie ihn unter die Oberfläche und beobachten Sie ihn. Nach wenigen Sekunden (umso schneller, je wärmer der Entwickler und je frischer er ist) erscheint langsam eine Schwärzung auf dem Streifen, die von einem Ende zum anderen zunimmt. Warten Sie so lange, wie auf der Verpackung des Entwicklers angegeben und heben Sie den Streifen dann aus der Flüssigkeit.

Lassen Sie die Chemiereste abtropfen und legen Sie das Papier für eine halbe Minute ins Stoppbad und für die entsprechende Zeit ins Fixierbad. Nach 10 Sekunden im Fixierer können Sie die Raumbeleuchtung aufdrehen und eine erste Beurteilung durchführen.

Welches von den Bildern gefällt ihnen am besten, wo ist genug Zeichnung vorhanden, ohne dass wichtige Teile in der Dunkelheit verschwinden? Bedenken Sie bitte auch, dass die Schwärzung beim Trocknen noch etwas zunimmt. Wenn alle Bilder zu hell sind, öffnen Sie die Blende um 2 Stufen. Wenn alle zu dunkel sind, blenden Sie zwei Blenden ab. Wiederholen Sie den Vorgang, bis Sie ein korrektes Bild im Streifen finden.

Stellen Sie die Zeit, mit der Sie das richtige Bild bleichtet haben, auf der Schaltuhr ein, holen Sie die übrigen Negative heraus. Licht aus. Ein ganzes Blatt kommt unter den Vergrösserer, die Negative werden darauf zeilenweise angeordnet und mit der Glasplatte beschwert. Jetzt sollten die Negative so aufgelegt werden, dass Sie die Beschriftung lesen können. Belichten, entwickeln, wässern (mindestens 5 Minuten bei regelmässigem Wasserwechsel) und trocknen lassen. Fertig! Die Werte für die Blattkopie (Kopfposition, Blende, Dauer) notieren Sie, in Zukunft brauchen Sie (sofern Sie das gleiche Papier verwenden) keine Probestreifen mehr zu machen.

Vergrösserung des Negatives

Legen Sie das Negativ in die Negativlade und stellen Sie den Vergrösserungskopf so hoch ein, dass das scharfgestellt Bild seitenrichtig ist und genau die richtige Grösse hat. Dazu verwenden Sie ein weisses Blatt, das genauso gross ist wie ihr Papier. Bei voller Lichtleistung des Objektives stellen Sie die Schärfe mit dem Scharstellgerät ein. Dann blenden Sie ab (2-3 Blenden, wie viel, das hängt vom Vergrösserungsmassstab und vom Filter ab), legen ein Blatt Vergrösserungspapier unter den abgedrehten Vergrösserer, der auf Härte 2,5 oder 3 gestellt ist.

Machen Sie nun eine Belichtungsreihe (genau wie beim Negativstreifen zuvor). Fürs erste ist das Ziel, die bildwichtigen Partien richtig zu vergrössern. Die Beurteilung sollte anhand einer trockenen Vergrösserung bei etwa der Lichthelligkeit erfolgen, die später zur Betrachtung vorliegt. Um die Trockenzeit zu verkürzen können Sie die gewässerten Blätter mit einer Gummiwalze abquetschen und in einem Mikrowellenherd trocknen. Für Probestreifen und Testbilder ist das in Ordnung.

Mit der so ermittelten Zeit fertigen Sie eine Vergrösserung an. Voila, Ihr erstes Bild!

Der weitere Weg

Bei einem einfachen Negativ, bei dem die Kontraste nicht zu gross sind und das auch richtig belichtet ist, bekommen Sie so schon ein brauchbares Ergebnis, das es mit einer Vergrösserung vom Großlabor aufnehmen kann. Aber wenn wir das nicht besser könnten, was wäre dann der Grund für die ganze Mühe im eigenen Labor?

Flaue Bilder können sie mit härteren Graduationen zu Leibe rücken. Umgekehrt ist es nicht ganz so einfach, fehlende Tonwerte lassen sich auch mit einer Filterung auf Härte 0 nicht herbeizaubern. Trotzdem haben Sie viele Möglichkeiten. Ich will hier nur ein paar aufzählen, damit Sie experimentieren können.

Hohe Kontraste bekommen Sie durch teilweises abhalten und nachbelichten in den Griff. Das ist für sich schon eine eigene Wissenschaft. Ein Ansatz ist, die Belichtung für die bildwichtigen Teile zu ermitteln. Bereiche, die dabei zu dunkel werden, aber dennoch Details zeigen sollen, müssen beim Vergrössern weniger Licht bekommen. Dazu halte ich die Hand in den Lichtstrahl, sodass ein Schatten auf dem Papier entsteht. Durch die Position und Handhaltung erzeuge ich viele verschiedene Formen. Die Zeit, die ich abwedle (weil ich die Hand dabei bewege) richtet sich nach der Gesamtbelichtungszeit. 50% entspricht einer Blendenstufe. Experimente sind hier der beste Weg.

Digitalfotografen sind immer wieder überrascht, wieviel Änderungen durch Nachbelichten bei analogem Material möglich sind. Eine Aufnahme eines Raumes mit einem Fenster ins Freie hat fast immer eine weisse Fläche statt dem Fenster. Indem ich mir eine Maske schneide, die nur das Fenster nachbelichtet, erreiche ich oft eine zufriedenstellende Zeichnung in diesem Bereich.

Ein weiteres gestalterisches Mittel ist die Konzentration auf das Wesentliche. Durch Nachbelichtung oder abhalten der unwichtigen Randbereiche können Sie die Konzentration des Betrachters auf die Ihnen wichtigen Bildteile lenken.

Die Kontraststeuerung durch das Kontrastwandelpapier führt oft zu mehreren Anläufen, bis man die richtige Graduation und die richtige Zeit gefunden hat. Eine Technik, um das zu beschleunigen, heisst Manual Splitgrade. In einem eigenen Workshop werde ich sie Ihnen näherpringen. Kurzgesagt wird das Papier dabei zweimal belichtet, einmal mit Härte 0 und einmal mit maximaler Härte. Dabei komme ich oft mit einem Probestreifen und einem Probeblatt aus.

Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Genug für jetzt, probieren Sie es aus. Denn nicht nur in der DuKa gilt: Übung macht den Meister!