TLR-Kameras haben, bei all ihren Vorteilen, einen große Einschränkung: sie werden mit fix integrierten Objektiven gebaut. Selbst bei einer Rolleiflex können Sie die Brennweite nur mit Hilfe von Vorsatzlinsen und auch nur in einem stark eingeschränkte Bereich ändern. Die einzige mir bekannte Ausnahme (von der erfolglosen französischen Rex Reflex am Beginn der 50er Jahre und der Koni Omegaflex M von 1968 abgesehen) stammte von der Mamiya Corporation.
Natürlich haben sich die Japaner nicht darauf beschränkt, das TLR-Konzept zu kopieren. Alle Teile der Kamera wurden unter dem geänderten Paradigma betrachtet und vieles ganz neu gelöst. Daraus sind dann zwei ganz eigenständige TLR-Serien entstanden, die sich durch interessante Detaillösungen von ihrer Konkurrenz unterscheiden. Deshalb wird dieser Bericht auch etwas ausführlicher ausfallen.
Geschichte - zwei Serien und 15 Modelle |
C33 im Detail - das Schlachtschiff |
Conclusio - soll man damit fotografieren? |
Galerie - Bilder, die mit der C33 entstanden sind |
Links zu anderen Quellen |
Modell | Baujahr |
---|---|
Mamiyaflex C | 1956-1958 (?) |
C 2 | 1958-1962 (?) |
C 3 | 1962-1965 |
C 33 | 1965-1969 (?) |
C 22 | 1966-1968 |
C 220 | 1968-1982 (?) |
C 330 | 1969-1974 |
C 330f | 1972-1982 (?) |
C 220f | 1982-1995 |
C 330s | 1983-1994 (?) |
Wenn wir heutzutage eine so ungewöhnliche Kamera wie die C33 betrachten, die man durchaus als Meilenstein der professionellen Studiofotografie sehen kann, vergessen wir gerne, dass sie nicht aus dem Nichts entstanden ist. Sie hatte Vorgänger und Nachkommen und die Geschichte der Mamiya Mittelformat-TLRs spannt sich über fast 50 Jahre.
1948, nur 8 Jahre nach der Firmengründung, begann man bei Mamiya mit dem Bau von TLR-Kameras. Bis 1956 brachte man sechs Modelle (Mamiyaflex Junior, I, II, Automatic A, Automat B und Mamiyaflex C genannt) auf den Markt. Man könnte berechtigt vermuten, dass sich die Firmenleitung langsam vortastete und die Chancen für einen Rolleiflex-Konkurrenten prüfte. Als mit der “C” auswechselbare Optiken eingeführt wurden, hatte man eine Marktnische gefunden, die man ab 1958 mit der Einführung der Mamiyaflex C2 erfolgreich ausbaute. Sie hatte bereits alle wesentlichen Merkmale, die auch die folgenden Modelle auszeichneten.
1962 änderte man den Namen der Serie mit der Einführung der C3 Professional in Mamiya. Was zuerst wie eine Weiterentwicklung der C2 aussah und als nächstes eine C4 erwarten lies, war der Beginn einer Zweiteilung der Produktionslinie. Auf die C2 folgte eine C22, dann die C220 und schliesslich die C220f, während die C3 zur C33, C330, C330f und C330s evolvierte. Dabei ist zu bemerken, dass ab der C220/330 vermehrt Kunststoffe verwendet wurden, was sich als Gewichtsreduktion bemerkbar macht. Die Baujahre finden Sie im Infokasten.
Das unterscheidende Merkmal zwischen den beiden Serien war nicht die Qualität (Amateur vs. Profi) sondern die Anzahl der Features, die bei der 3er-Linie umfangreicher sind. Die Kameras sind sich ansonsten so ähnlich, dass Objektive und Zubehör, soweit sinnvoll, wechselseitig einsetzbar sind. Der Zusatz Professional, der anfangs nur in der 3er-Serie vorkam, wurde ab der C22 auch dort verwendet.
Gemeinsam ist allen das TLR-Prinzip mit Lichtschachtsucher sowie die Verwendung von Rollfilm 120 und das Aufnahmeformat (6x6 cm). Sie besitzen Objektive mit Zentralverschluss, die auf einer Standarte bis zu 62 mm ausgefahren werden und dadurch makrofähig sind. Interessant ist, dass man sich bis zuletzt erfolgreich gegen jede Form der Elektronik gewehrt hat, aber von Anfang an auf Doppelbelichtungssperre und Filmtransport mit Autostop setzte. Low-Tech auf höchstem Niveau!
Der äusserlich sofort kenntliche Unterschied zwischen den Serien ist, dass die 2er-Serie einen Filmtransportknopf hat, während die 3er eine Kurbel besitzt. Es gibt auch einige Knöpfe mit ausklappbarer Kurbel. Wichtiger aber ist, dass nur in der 3er-Serie (ab der C33) das Spannen des Verschlusses mit dem Filmtransport gekoppelt ist. Wechselmattscheiben blieben den späten 3ern vorbehalten. Andere Features sind oft zuerst in der 3er-Serie aufgetaucht und erst einige Zeit später in den Modellen der Schwesterlinie. Allzu groß sind die Unterschiede aber nicht.
Es gibt eine schöne Auswahl verschiedener Objektive zwischen 55 und 250 mm, die man grob in zwei Serien (Chrom und Schwarz) einteilt. Bei der Chrom-Serie finden wir drei verschiedene Seikosha-Verschlüsse (MX, S und SLV), die schwarze Serie war mit Seiko-Verschluss ausgestattet. Die einzige Ausnahme ist das schwarze 80/3.7, das eine Sparversion mit Copal-Verschluss ist. Die Seikosha-MX erreichten 1/400, alle anderen besaßen 1/500 Sekunde als kürzeste Zeit. Generell passen alle Varianten auf alle Kameras. Probleme gibt es nur mit älteren Chrom-Objektiven: 1/400-Seikosha-MX und einigen Seikosha-S (180mm) passen nicht auf Bodies mit automatischer Verschlussspannung (C33, C330), weil der Verschlusshebel am Objektiv zu weit nach oben ragt für den Betätigungshebel des Gehäuses. Das merken Sie aber gleich beim einsetzen und eigentlich sind diese Objektive schon recht selten.
Die frühen Modelle haben einfach vergütete Frontlinsen (und manchmal auch einzelne innenliegende Linsen mit Coating), während die schwarze Serie überwiegend mit Mulitcoating ausgestattet ist. Die Filtergewinde sind entweder 40.5 mm (wie bei Leica- und Zorki-Sucherkameras) oder 46 mm. 49 mm kommt nur beim 65/3.5 und bei den Teleobjektiven ab 180 mm vor.
Für die einzelnen Objektive wurden spezielle Streulichtblenden verkauft, die man aussen über das Objektiv steckt. Manche umschlossen sogar beide Objektive. Diese teils recht abenteuerlich anmutenden, dennoch hoch effektiven Konstruktionen sind heutzutage nicht leicht zu finden, Sie können aber auch Gummiblenden verwenden, die Sie in das Filtergewinde des Aufnahmeobjektives schrauben.
Ein besonderes Schmanker ist das schwarze 105/3.5 DS, das auch im Sucherobjektiv eine Blende besitzt. Damit lässt sich die Schärfentiefe und die Auswirkung von Effektfiltern kontrollieren. Wegen der geringeren Lichtausbeute im abgeblendeten Zustand ist hierfür die Verwendung eines Prismensuchers angezeigt. Wie auch bei den übrigen Objektiven dieser Modellserie fällt auf, dass die Ausführung nicht sonderlich lichtstark ist. Das liegt einerseits daran, dass beim grösseren Aufnahmeformat die Schärfentiefe auch bei Blende 3.5 schon recht klein ist, andererseites lässt der Abstand der beiden Frontlinsen keine grösseren Linsendurchmesser zu.
Typ | Brennw. | Linsen/Gruppen | Nahgrenze | Filterdurchm. | Streulichtbl. | Gewicht | Kommentar |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Chrom | 65/3.5 | 6/5 | 27 cm | 49 mm | 50 mm | 365 g | Retrofokus |
Chrom | 80/2.8 | 5/3 | 34.2 cm | 40.5 mm | 42 mm | ||
Chrom | 80/3.7 | 4/3 (?) | 34.2 cm | 40.5 (?) mm | 42 (?) mm | seltene, günstig produzierte Linse | |
Chrom | 105/3.5 | 4/3 | 57.9 cm | 40.5 mm | 42 mm | ||
Chrom | 135/4.5 | 4/3 | 82.3 cm | 46 mm | 48 mm | ||
Chrom | 180/4.5 | 4/3 | 118.9 cm | 49 mm | 50 mm | ||
Schwarz | 55/4.5 | 9/7 | 24 cm | 46 mm | 48 mm | 360 g | Retrofokus |
Schwarz | 65/3.5 | 6/5 | 27 cm | 49 mm | 50 mm | 340 g | Zusatz-Mattscheibe für Belichtungskorrektur |
Schwarz | 80/2.8 | 5/3 | 35.5 cm | 46 mm | 48 mm | 310 g | |
Schwarz | 80/3.7 | 4/3 (?) | 35.5 (?) cm | 40.5 mm | 42 mm | seltene, günstig produzierte Linse, manuelle Verschlussspannung, Copal-Verschluss | |
Schwarz | 105/3.5 | 4/3 | 64.5 cm | 46 mm | 48 mm | ||
Schwarz | 105/3.5 D & DS | 5/3 | 57.5 cm | 46 mm | 48 mm | 365 g | DS mit Selbstauslöser und Blendenmechanik in Sucheroptik |
Schwarz | 135/4.5 | 4/3 | 90.2 cm | 46 mm | 48 mm | 370 g | |
Schwarz | 180/4.5 | 4/3 | 129 cm | 49 mm | 50 mm | 600 (?) g | |
Schwarz | 180/4.5 Super | 5/4 | 129 cm | 49 mm | 50 mm | 640 g | deutlich überarbeitete Version |
Schwarz | 250/6.3 | 6/4 | 205 cm | 49 mm | 50 mm | 645 g | manuelle Verschlussspannung |
Die Qualität der Linsen hat bei mir noch keinen Grund für Ärger geliefert. Aufgrund von Berichten Anderer würde ich einen Bogen um das 80/3.7 machen, das gerne mit Kameras der 2er-Serie verkauft wurde, um den Einstiegspreis für Neulinge niedrig zu halten.
Modellbezeichnung | C33 Professional |
Hersteller | Mamiya |
Baujahr | 1965-1969 |
Maße | 179 x 120 x 112 mm (HxBxT) 1810 g (Body), 2175g (mit 80mm/2.8) |
Filmformat | 120, 220 und Planfilm (opt.) |
Filmtransport | Kurbel rechts mit Autostopmechanik |
Verschluss | Zentralverschluss Seikosha, Seiko, Copal |
Fokussierung | Objektivverschiebung (62mm) auf Standarte |
Belichtungsmessung | keine |
Auslöser | Hebel rechts und Kabelanschluss |
Blitzauslöser | X- und M-Kontakt |
Zubehörschuh | ja (ohne Blitzkontakt) |
Objektive | 55 bis 250 mm |
Stativanschluss | 1/4" |
weitere Features | Doppelbelichtungssperre, Bildzählwerk, Mehrfachbelichtung, Parallaxenanzeige |
Meine C33 ist mir 2007 zugelaufen. Ein Freund hatte sie geerbt und ich durfte sie während eines Sizilien-Urlaubes ausprobieren. Es war Li3ebe auf den ersten Blick. Damals beschränkten sich meine Erfahrungen mit TLRs noch auf Flexaret-Kameras. Was für ein Unterschied! Das Gewicht, die Größe, die vielen Einstell- und damit auch Fehlermöglichkeiten, all das zeigt, dass sie den Namenszusatz Professional nicht nur aus Marketinggründen erhielt.
Gebaut wie der sprichwörtliche Panzer, vermittelt allein schon das Gewicht von 1,8 kg, dass man seinen Fuß besser nicht unter eine herabfallende C33 stellen sollte. Unter allen Modellen war sie die schwerste. Die einzige bekannte Problemzone ist der Mechanismus, mit dem der Verschluss beim Filmtransport gespannt wird. Dieser wurde hier erstmals verwendet und von Mamiya während der Produktionszeit der Kamera mehrmals überarbeitet. Bei meiner C33 war das auch der einzige Ausfall, den ich durch ein Service beheben lies. Die Kamera funtioniert übrigens auch ohne ihn, Sie müssen den Verschluss dann eben wie bei einer 2er manuell am Objektiv spannen.
Überzogen ist das Metallgehäuse mit einem praktisch unzerstörbaren cordähnlichen Bezug. Sollte er fleckig sein, dann reicht eine Tiefenreinigung mit einer Handbürste und Seifenlauge. Und bei der ersten Inspektion der Kamera prüfen Sie die Lichtdichtungen in der Rückwand. Der damals in Japan verwendete Schaumstoff ist heute oft nur noch als schmierige schwarze Masse erhalten. Entfernen Sie ihn mit einer Pinzette und Isopropylalkohol und kleben Sie neue Dichtungen ein. Das geht hier sehr einfach, weil genug Platz vorhanden ist. Meine Dichtungen habe ich aus einem Stück dünnen roten Leders geschnitten. Sieht rassig aus!
Der Lichtschachtsucher liefert ein helles, aufrechtes und seitenverkehrtes Bild. Da der sichtbare Teil der Mattcheibe eine Seitenlänge von 51 mm hat, das Negativ aber 56 mm, kann man sich leicht ausrechnen, dass der Sucher nur 91% des Bildes zeigt. Das sollten Sie bei der Komposition des Bildes beachten.
Die Sucherlupe ist angenehm groß und die einzige Besonderheit ist, dass der integrierte Sportsucher aus zwei Teilen besteht: einer quadratischen Klappe und einem dünnen Rähmchen. Für das 80mm-Objektiv öffnen Sie die Klappe, für das 65mm zusätzlich noch das Rähmchen. Und wenn Sie sich fragen, wie Sie die beiden wieder einklappen: einmal die linke Sucherwand antippen bringt das Rähmchen nach oben, einmal rechts für die Klappe.
Längere Brennweiten benötigen im Sportsucher Maskenbleche, die an den beiden Zapfen am Deckel eingehängt werden.
Einige Einstellungen sollten Sie vorab prüfen (Details dazu folgen)
So gerüstet kann es losgehen. Den Film haben Sie eingelegt und bei geöffneter Rückwand solange weitergedreht, bis der Pfeil auf dem Papier beim Punkt neben dem Bildrahmen stand. Die Rückwand wurde geschlossen und die Kurbel (oder das Transportrad) solange gedreht, bis es blockierte. Der Zähler zeigt nun eine 1 an und Sie drehen die Kurbel entgegengesetzt bis zur Parkposition.
Ab jetzt ist alles wie von anderen TLRs gewohnt. Fokussierung über den Lichtschachtsucher und die beiden Räder unterhalb der Standarte, manuelle Belichtungsmessung, einstellen von Blende und Zeit am unteren Objektiv. Wenn der Verschluss manuell zu spannen ist, drücken Sie den Hebel links am Aufnahmeobjektiv nach unten, bis er einrastet. Nun visieren, auslösen am Hebel rechts am Gehäuse und neuerlicher Transport des Filmes mit der Kurbel. Parkposition nicht vergessen!
Nach dem 12. Bild entriegelt die Transportsperre und sie kurbeln noch einige Runden weiter, bis der Film völlig auf der Aufnahmespule angelangt ist. Danach Rückwand entriegeln, Film heraus und sichern, neuer Film rein und schon geht es weiter.
Mehrfachbelichtung erhalten Sie mit dem Schalter Sheet/Multi-Rollfilm auf der rechten Seitenwand. Dabei wird aber nicht, wie man vermuten könnte, der Filmtransport ausgekoppelt, sondern nur die Doppelbelichtungssperre deaktiviert. Das bedeutet, dass Sie nun den Verschluss manuell spannen müssen. Das ist sehr praktisch, wenn man Bilder mit Mehrfachbelichtung machen möchte: Sie belichten ein Foto, schalten auf “Sheet or Multi exp.”, spannen den Verschluss am unteren Objektiv und lösen wie gewohnt aus. Das spannen und auslösen wiederholen Sie, so oft sie wollen. Dann schalten Sie auf Single zurück und transportieren den Film weiter.
Der eigentliche Zweck ist aber die Arbeit mit Planfilm. Dazu habe ich weiter unten mehr geschrieben.
Hier liegt der wohl größte Unterschied zu anderen TLRs. Sie können jederzeit (auch mitten im Film) die Brennweite wechseln. Aber halt, ganz so einfach ist das nicht, denn da der Verschluss im Objektiv sitzt, würde beim Austausch Licht auf den Film gelangen. Um das zu verhindern gibt es links einen mit Lock/Unlock beschrifteten Knopf. Als erstes wechseln Sie in die Position Unlock, wodurch im Inneren eine Klappe vor die Filmöffnung geschwenkt wird und eine rote Warnmarke im Sucher erscheint. Danach entriegeln Sie die Objektivplatte mit dem Federbügel an der Oberkante. Nun können Sie die Objektivplatte seitlich herauskippen und die andere einsetzte. Dann wieder Bügel einhaken und auf Position Lock gehen. Falls der Schalter nämlich in Position Unlock steht, bleibt die Warnmarke im Sucher sichtbar und der Auslöser ist blockiert.
Sie können den Wechsel mit gespanntem oder entspanntem Verschluss durchführen. Bei den Modellen mit automatischer Verschlussspannung (C33, C330 + f/s) sollten aber beide Verschlüsse im gleichen Status sein. Bei diesen Kameras kontrollieren Sie bitte auch immer, ob der Spannhebel nicht mit der Mechanik im Gehäuse hakt. Solange Sie keine Gewalt anwenden, kann nicht viel passieren.
Wie bereits eingangs erwähnt sind alle Objektive durch die Balgenkonstruktion der Kamera für Makroaufnahmen geeignet. Dem Problem, dass Aufnahme- und Sucherobjektiv einen Höhenversatz von 50 mm haben, kommt man mit dem Paramender bei. Dabei handelt es sich um eine Hebevorrichtung, die zwischen Stativ und Kamera montiert wird. In der unteren Position fixiert erlaubt sie die Wahl des Bildausschnittes und die Fokussierung. In die obere Position geschoben sitzt das Aufnahmeobjktiv nun genau dort, wo zuvor der Sucher war. Die Konstruktion ist wirklich stabil und vertrauenserweckend.
Ein anderes Problem ist der durch den langen Balgenauszug hervorgerufene Helligkeitsverlust. Da die C-Modelle keinen TTL-Belichtungsmesser haben (und auch keinen anderen, um genau zu sein), müssen Sie den Verlängerungsfaktor selbst bei dem mit einem Belichtungsmesser ermittelten Wert berücksichtigen. Dazu dient ein auf der Mattscheibe sichtbarere schwarzen Strich, der sich bei steigendem Auszug der Objektivstandarte von oben ins Bild schiebt. Dabei erfüllt er zwei Funktionen: einerseits weist er auf einer Skala links auf der Mattscheibe den anzuwendenden Verlängerungsfaktor aus, zum zweiten zeigt er den oberen Bildrand für Nahaufnahmen an.
Um dieser Funktion auch bei geänderter Brennweite nachkommen zu können, müssen Sie diese am “Lock/Unlock” Knopf links einstellen. Beim 250er stellen wählen Sie 180, und bei Brennweiten unter 80 setzen Sie auf 80. In letzterm Fall sollten Sie aber zusätzlich die hoffentlich mit dem Objektiv gelieferte Sucherscheibe einlegen, die die geänderten Verlängerungsfaktoren anzeigt.
Alle Seiko-, Seikosha- und Copal-Verschlüsse haben einen Blitzanschluss im Sucherobjektiv und alle Kameragehäuse der C-Serien einen Zubehörschuh ohne Mittenkontakt auf der linken Gehäuseseite. Sie müssen den Blitz also mit einem Kabel mit dem Objektiv verbinden. Falls Ihr Blitz keinen Kabelanschluss mehr hat, dann gibt es im Fachhandel Adapterblitzschuhe, die das nachrüsten.
Aufgrund des Zentralverschlusses kann mit jeder Belichtungszeit geblitzt werden. Da die Kamera lediglich den Startimpuls für den Blitz liefert, können Sie keine TTL- oder Systemblitze mit Lichtsteuerung durch die Kamera einsetzen, sofern sich dieses Feature nicht abschalten lässt. Was aber funktioniert sind Blitze mit eingebauter Messzelle und natürlich alle manuellen Blitze, die es zu Spottpreisen gibt.
Blitze mit Messzelle werden oft als Auto(matik) bezeichnet. Bei ihnen stellen Sie ASA und Blende/Zeit wie am Objektiv ein und überlassen dem Blitz die Ermittlung der richtigen Lichtmenge. Bei manuellen Blitzen wird immer die ganze Leistung abgegeben. Sie müsssen dann mit ein wenig kopfrechnen oder einer Tabelle, die sich am Blitz findet, die zur gewünschten Entfernung passsende Zeit und Blende ermitteln.
Die C33 besitzt eine leicht auswechselbare Rückwand. Als Zubehör waren ein Planfilmadapter und Planfilmkassetten erhältlich. Das ändert zwar nichts am Aufnahmeformat (6x6 cm) und ist eine ziemliche Filmverschwendung (Planfilm Mindestgröße dzt. 9x12cm), aber wer das Zonensystem in der Form ausprobieren will, die Adams beschreibt, kann auf diese Weise für jedes Bild Belichtung und Entwicklung individuell an die Aufnahmesituation anpassen. Die entsprechenden Rückwände und Filmkassetten sind schon recht selten.
Es ist auch möglich, Spulen mit 220er Film einzusetzen. Damit erhalten Sie 24 Aufnahmen pro Film. Darauf muss aber auch der Kamerabody (Filmzählwerk) vorbereitet sein. Ob Ihre Kamera dafür geeignet ist, erkennen sie an der Seriennummer. Wenn daneben ein H eingrafiert ist, funktioniert es.
Falls Ihnen der Sucherschacht zu unbequem ist, gibt es veschiedene Alternativen. Soweit mir bekannt, passen alle auf jede der Kameras. Als erstes wäre der Lupensucher (magnifying hood) zu nennen, der wie ein kleiner Joghurtbecher mit Linsenboden auf der Mattscheibe sitzt. Sehr gut geeignet in heller Umgebung. Eine verbesserte Variante ist der CdS-Lupensucher, der einen ungekoppelten Belichtungsmesser enthält. Den ermittelten Zeit-/Blendenfaktor müssen Sie also manuell auf den Verschluss übertragen.
Beim recht häufig angebotenen Porrofinder (Porroflex) handelt es sich um ein aus Spiegeln aufgebautes Equivalent zum Prismensucher. Auch den gibt es mit CdS-Belichtungsmesser. Durch seinen asymetrischen Aufbau hängt die Kamera aber nicht mehr so angenehm in der Bereitschaftstasche. Auf der anderen Seite ist er billig und leichter als der Prismensucher und liefert ebenfalls ein seitenrichtiges Bild.
Der Prismensucher entspricht genau dem, was man von einer SLR-Kamera erwarten würde: seitenrichtiges Bild, symetrischer Aufbau und helles Sucherbild, zumindest heller als der Porrofinder. Wie schon bei letzterem gibt es Dioptrienlinsen (-2 bis +2.5), aber leider keine CdS-Variante.
Als Ergänzung zur Suchermattscheibe mit zentralem Klarsichtfleck gab es für die C330-Modelle sechs andere Wechselmattscheiben, darunter eine mit Fadenkreuz und eine mit Mikroprismen. Auch von Beatie gibt es solche, die zwar teuer, aber auch heller als die Originale sind.
Eines der wichtigstest Zubehöre ist oft schon beim Kamerakauf dabei: die Bereitschaftstasche. Der Deckel lässt sich abnehmen und deshalb ist sie bei mir immer dabei. Auch wenn der Filmwechsel damit länger dauert, der zusätzliche Schutz ist mir das wert und das dicke schwarze Leder sieht sehr gut aus.
Abschliessend möchte ich noch die Handgriffe besprechen. Da sie alle über die Stativbuchse angeschraubt werden, kann man viele im Zubehörhandel erhältliche Blitzschienen und Revolvergriffe verwenden. Aber Mamiya hat sich wieder etwas besonderes einfallen lassen: Im Kameraboden befinden sich links und rechts vom Stativgewinde zwei kleine Löcher, in die sich Zapfen, wie sie die Mamiya-Griffen besitzen, versenken lassen. Dadurch werden diese zusätzlich stabilisiert und gegen verdrehen gesichert.
Wenn Sie nur mal kurz in Mittelformat reinschuppern wollen, sind die C-Modelle von Mamiya vielleicht nicht ganz das Wahre. Sie sind durch die Wechseloptiken komplizierter und schwerer als ihre Schwestern von Rollei und am Bildergebnis werden Sie den höheren Aufwand nicht erkennen. Leichter, günstiger und ebenfalls sehr gut ist die Flexaret-VII.
Die gebotene Flexibilität ist auch kein Alleinstellungsmerkmal. Hasselblad, Pentax oder Kiev-60 bieten ebenfalls ausgezeichnete Mittelformatsysteme, für die es sogar eine noch umfangreichere Objektiv- und Zubehörpalette gibt. Makrofotografie könnte ein Grund sein. Aber wenn das für Sie entscheidend ist, sind Sie mit einer SLR, auch im Mittelformat, besser bedient.
Andererseits kann die Mamiya das alles auch und liefert ausgezeichnete Ergebnisse. Eine komplette Ausrüstung mit drei Objektiven lässt sich gut in einer Umhängetasche unterbringen und mit einem Stativ ausgestattet sind Sie für fast alles gerüstet, was Ihnen begegnet. Und sie hat einen nicht zu unterschätzenden Aufmerksamkeitsfaktor. Viele Menschen erkennen eine Rolleiflex, aber bei einer Mamiya werden sie neugierig.
Dass sie beim Auslösen nicht gerade leise ist, macht sie heutzutage jedoch nicht zur ersten Wahl für Hochzeitsfotografie. Das war in ihrer Blütezeit ganz anders. Da wurde sie von Fotografen dafür geliebt, dass man Gruppenfotos wegen der Weitwinkeloptiken auch in beengten Verhältnissen aufnehmen konnte. Auch Reporte setzten sie gerne ein, war sie doch eine zuverlässige und robuste Kamera.
Alle diese Gründe sind heute hinfällig. Für mich liegt der Spaß bei TLRs auch ganz woanders. Es ist das langsame, überlegte Arbeiten, die ruhige Komposition und das erwarten des richtigen Augenblickes, das diese Kameragattung so trefflich unterstützt. Dabei stelle ich dann wieder fest, dass 12 Bilder nicht zu wenig sind und meine Ausbeute an brauchbaren Fotos höher wird.
VIelleicht sehen Sie das auch an den Bildern, die ich mit der C33 aufgenommen habe.
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