35mm-Kleinbildfilm-Adapter

Flexaret VII mit Kleinbildsucher und eingesetztem Filmadapter

Theoretisch ist es bei allen Flexarets möglich, einen 35mm-Film einzusetzen und Bilder im Format 24x36mm aufzunehmen. Theoretisch deshalb, weil in den Kameras vom Typ I bis V keine Möglichkeit besteht, den Film zurückzuspulen. Die gibt es erst seit dem Modell Va. Allerdings muss auch ein Autostop-Filmtransport eingebaut sein, da die Transportkontrolle über das Filmguckloch bei Kleinbildfilm ausscheidet. In der Praxis bleiben dann nur noch die Modelle IVa (mit Einschränkungen), Va, VI, VII und VIIa übrig.

Was braucht man also, um mit Kleinbildfilm zu arbeiten? Ganz einfach: alles, was in der Ledertasche des Flexkin-Adapterset steckt:

Die Suchermaske ist lediglich eine Hilfe um sich auf den Ausschnitt konzentrieren zu können. Seit der IVa besitzen die Mattscheiben nämlich Markierungen für das kleinere Format.

Es gibt unterschiedliche Sets. Für die IVa, Va und VI bis zur Nr. 50000 braucht man dazu dasjenige mit einer metallenen Aufwickelspule, weil sonst der Rückspulmechanismus die Achse nicht freigibt. Auch bei der Filmführungsplatte scheint es Unterschiede zu geben. Und speziell für das Modell Flexaret VII gab es ein Set mit sechs verschiedenen Schnellsuchermasken und Filmführungsplatten. Damit waren auch Aufnahmen in 45x60 (16 auf 120-Film), 40x40 und 24x24mm möglich.

Trotz der großen Flexibilität ist eine Flexaret natürlich keine Kleinbildkamera.. Da der Film weiterhin von der unteren zur oberen Spule gewickelt wird, werden alle Bilder auf Kleinbildfilm im Hochformat aufgenommen. Das ist nicht sehr praktisch, denn die überwiegende Mehrheit der Fotos entsteht im Querformat. Und das bereitet bei einer Kamera mit Lichtschachtsucher Probleme. Man müsste sie waagrecht vor sich hochhalten, aber dann ist ein ruhiges Auslösen sehr schwer. Für diese Fälle gibt es den

Kleinbild-Sucher

Kleinbildsucher für 35mm-Film

der in den Adapterschuh an der linken Seite der Kamera (ab Modell V vorhanden) gesteckt wird. Solche Zusatzsucher gibt es schon lange für Sucherkameras mit Wechselobjektiven, um den korrekten Bildausschnitt zu bestimmen. Und genau wie bei einer Sucherkamera geht man auch bei der Flexaret vor. Zuerst stellt man die Entfernung wie gewohnt über die Mattscheibe im Lichtschacht ein. Dann überträgt man den Wert auf eine Skala am Sucher, um die Parallaxe auszugleichen. Die Skala besitzt Markierungen in Meter und Feet. Danach kann man die Kamera nach rechts kippen und durch den Sucher visieren, ähnlich wie bei einer Sucherkamera. Das funktioniert sehr gut, weil der Sucher über das Gehäuse nach hinten hinausragt.

Warum sollte man mit Kleinbild-Adapter arbeiten?

Aus Sicht der zu erwartenden Bildqualität spricht eigentlich nichts dafür. Bedenken Sie, dass Sie nur ein Ausschnitt aus dem Gesamtbild aufnehmen. Praktisch entspricht das dem Ergebnis, das Sie in der Dunkelkammer mit einer Ausschnittvergrößerung erhalten. Der einzige Unterschied zu einer Kleinbildkamera mit Normalobjektiv ist, dass sie mit einem 80mm-Objektiv arbeiten, also einer typischen Portraitbrennweite.

Ein Grund, warum Sie dennoch zum 35mm-Film greifen, kann die größere Auswahl und Verfügbarkeit der Filme in diesem Format sein. Mittelformat ist am Urlaubsort oft nur schwer zu bekommen, 135er-Patronen finden Sie sogar in entlegenen Gebieten an jedem Touristenkiosk.

Aber der offensichtlichste Grund ist wohl, dass man nicht so oft Film wechseln muss. Ich würde zwar nicht darauf wetten, dass 36 Aufnahmen pro Film möglich sind, weniger als 33 würden mich aber wundern. Da der Filmtransport mechanisch gesteuert wird, sollten Sie ihren ersten Film vielleicht nicht im Labor schneiden lassen und die Bildabstände kontrollieren.

Panoramafotografie?

Dieses Thema hat mich schon lange fasziniert. Echte Panoramakameras sind selten, daher teuer bis unbezahlbar (besonders im Mittelformat). Widelux, Noblex, Fuji G617 (6x17 cm Dias!), Horizon Panorama, Hasselblad XPan fallen mir da auf Anhieb ein. Aber was wäre, wenn man eine Flexaret mit einer Kleinbildmaske ausstattet, die über die gesamte Höhe des Aufnahmefensters reicht? Man müsste dazu eine Maske verwenden, welche die Schrittweite des Transportmechanismus nicht beeinflusst. Oder man feilt die 24x36-Schablone auf das Format 24x56 auf und transportiert immer zwei Bilder, wobei man einen Deckel vor das Objektiv hält. Denn die Automatik erlaubt keine unbelichteten Bilder. Das ist eine Idee, die ich an kalten Winterabenden in Angriff nehmen werde. Auf die Aufnahmen bin ich schon sehr gespannt.

Flexaret VII mit geöffneter 35mm-Filmadapter 35mm-Set für Flexaret bis VI (links) und VII (rechts) sowie 35mm-Sucher (hinten) Flexaret VII: Sucher mit Kleinbildmaske