Kamarád 1 Logo

Kamarád I

Als erste Kamera der Gebrüder Bradác entstand die Kamarád. Gebaut wurde sie 1936 in Hovorcovice, die Verwaltung war aber in Prag. Deshalb das Logo “Bradác/Prag” bei manchen Kameras. Der Verschluss ist entweder ein Compur mit Zeiten von 1 Sekunde bis 1/300 sowie B- und T-Modus oder ein Prontor II (1 Sekunde bis 1/175, B, T).

Kamarád

Als Objektiv ist ein Bellar der E. Ludwig-Werke (Dresden) mit größter Blende 3.9 und 75mm Brennweite eingebaut. Aufnahme- und Sucherobjektiv sind ident. Die Nahgrenze liegt bei einem Meter. Die Fokussierung erfolgt, und das ist einzigartig unter allen Modellen, mit einem Drehknopf auf der Frontseite rechts unten, mit dem beide Objektive gleichzeitig bewegt werden. Ebenso einzigartig für die Serie ist ein kleines Fenster links zwischen den Objektiven auf der Frontplatte, in dem die gewählte Entfernung und die zu erwartende Schärfentiefe bei verschiedenen Blendeneinstellungen auf einer Skala angezeigt wird. Ein Guckloch auf der Rückseite erlaubt die Transportkontrolle anhand der Aufdrucke am Papierträger des Filmes. Zusätzlich befindet sich rechts im Gehäuse ein Bildzählwerk und rechts auf der Rückwand ein Hebel zur Entriegelung der Transportsperre, der auch an der Kamarád M II zu finden ist.

Nach dem 12. Bild gibt die Transportsperre den Film frei und muss für den nächsten Film durch Zurückstellen des Zählwerkes wieder eingeschalten werden. Dazu muss man der Rückstellknopf des Zählwerk (rechte Seitenwand unten) zusammen mit dem Entriegelungsknopf betätigen.

ModellbezeichnungKamarád (I)
HerstellerBradác
Baujahr1936
Maße128 x 90 x 100 mm (HxBxT), 940 g
VerschlussvariantenProntor II 1-1/175,T,B
Compur 1-1/300,T,B
AufnahmeobjektivBellar 3.9/75
SucherobjektivBellar 3.9/75
Focus-Nahgrenze1 m
Filmtransportmanuell durch Drehknopf, Guckloch
Blitzauslösernein
Zubehörschuhnein
Filmformat6x6
Filteranschluss30mm Steckfilter

Ein skuriles Detail an diesem Modell ist, dass man die Filmtransportmechanik als Einsatz konstruiert hat, den man zum Filmwechsel herausnehmen muss. Der Grund für diese Lösung liegt in der kompakten Bauweise der Kamera. Die Filmrolle liegt dabei an der vorderen Kante des Gehäuses unterhalb des Aufnahmeobjektives und der Film wird unterhalb des Aufnahmeschachtes zur Rückwand geführt und über eine Umlenkrolle auf die Andruckplatte gebracht. Dadurch werden einige Millimeter Bauhöhe gespart, eine Idee, die man auch beim Prototyp der Rolleiflex findet. Spätere Modelle der Flexaret-Serie verwendeten diesen Einsatz nicht mehr und sind deshalb einige Millimeter höher, wie man auf dem Vergleichsbild mit einer Flexaret VII weiter unten sieht.

Einen weiteren Vorteil hat diese Konstruktion. Die Kamarád lässt sich einfach zerlegen, deshalb kann man sie auch gut reinigen. Die Frontlinsen sind schnell herausgeschraubt, der Sucherdeckel ist nur mit vier Schrauben gesichert und wenn er mitsamt der Mattscheibe entfernt ist, liegt der Spiegelkasten frei. Vorsicht, der Spiegel ist an der Oberfläche versilbert und diese Schicht reagiert auf jede leichte Berührung. Da das Objektiv auch noch relativ lichtschwach ist, sollten Sie sich einen neuen Spiegel anschaffen.

Es soll auch ein Typ 2 der Kamarád existieren, doch habe ich bisher nur eine Zeitungsannouce darüber gelesen. Dieses Modell unterscheidet sich nur in einigen kosmetischen Details von der folgenden Kamarád M II, so ist die Frontplatte, die die beiden Objektive verbindet und die Objektivkupplung abdeckt, anders gestaltet. Es könnte sich also auch um einen Prototypen gehandelt haben.

Kamarád 1 front view Kamarád 1 right side with picture counter Kamarád 1 and Flexaret VII Kamarád 1: removable film chamber Kamarád 1: removing the film chamber Bradác Bradacove logo