Flexaret IV, IVa, IVb, IV SP

Flexaret IVa and IV SP

Mit diesem Modell wurden wahrscheinlich die wichtigsten Änderungen in der gesamten Serie eingeführt. Nach dem Experiment mit der Transportkurbel bei der Flexaret III kehrte man bei Meopta zum gewohnten Drehknopf-Filmtransport zurück. Das neue Entwicklungsziel lautete: Vereinfachung der Bedienung durch Automation. Der Filmtransport wird endlich mit einem Autostop-Mechanismus ausgestattet. Dabei legt man den Film ein, dreht die Aufwickelspule solange, bis die Pfeilmarkierung auf dem Filmträgerpapier bei dem weissen Punkt in der Filmkammer ankommt, schließt die Rückwand und dreht den Knopf weiter, bis er blockiert. Dann ist die Kamera für die erste Aufnahme bereit. Erst durch die Auslösung des Verschluss wird der Transport wieder freigegeben. Nach der 12. Aufnahme entriegelt sich die Transportsperre und man kann den Film aufrollen. Beim öffnen der Rückwand springt das Zählwerk auf 0 zurück. Damit konnte auch das Guckloch in der Kamerarückwand entfallen und wurde durch eine Belichtungskorrekturtabelle für verschiedene Schwarzweisfilme und -filter ersetzt.

Vierlinsige Belar-Objektive (nicht zu verwechseln mit den Bellaren der Kamarád I) ersetzen ihre dreilinsigen Vorgänger (Mirar, Trioplan). Und erstmals gab es ab der IVa die Möglichkeit, einen Kleinbildfilm zu verwenden. Die Gehäusefront erhielt eine gewölbte Oberkante, die ab nun alle folgenden Modelle beibehalten werden. Auch der Schriftzug “Flexaret” folgt dieser gebogenen Kontur. Der Lichtschacht lässt sich mit einem Finger öffnen und schliesen.

Zu erkennen sind die IVer leicht: sie sind die einzigen, bei denen der Auslöser an der Gehäusefront oben rechts (vom Fotografen aus betrachtet) liegt und die Form einer kleinen runden Walze hat, die nach unten gedrückt wird.

Beim Modell IV (1956) ist der Sucherdeckel noch aus einem Stück und mit dem Symbol von Meopta bedruckt. Der Fokussierhebel hat nun die Form eines Rhomboid, auf dem eine Schärfentiefenskala eingeprägt ist. Als Verschluss wurde ein Metax oder Prontor-SVS und ein Belar-Objektiv eingesetzt. Als Sucher dient weiterhin das Anastigmat. Diese Kombination wurde auch für das Modell IVa (1957) beibehalten. Die Möglichkeit, einen 35mm-Film einzusetzen führte dann aber doch zu einige internen Änderungen. In der Filmkammer wurde über der Filmspule eine Achse mit zwei kleinen Walzen eingefügt. Der Kleinbildfilm wird zwischen Walzen und Achse durchgefädelt. Zusätzlich hat der innere Teil der großen Walze, über die der Film zuerst läuft und die den Autostopmechanismus ansteuert, einen geringeren Durchmesser und Dornen für die Perforation des Filmes. Dadurch wird der Filmtransport an die kleineren Bildabstände angepasst.

Im Sucherdeckel findet sich nun, neben dem Sportsucher für 6x6-Film, ein kleiner zweiter Deckel, der zur Visierung hochgeklappt werden kann und dann den Ausschnitt 24x36 zeigt. Auch die Suchermattscheibe besitzt Markierungen für das neue Format und neben dem Bildzähler sitzt nun in der rechten Gehäusewand eine kleine Scheibe, die in einem Loch nacheinander die Ziffern 0-1-2-3 freigibt. Die Idee war, wenn der Fotograf die ersten 10 Bilder belichtet hat, dann schiebt er die Scheibe nach dem Transport zum Bild 11 um eine Position weiter. Dadurch wird der Bildzähler auf 1 zurückgesetzt und die tatsächliche Bildanzahl kann als Kombination der beiden Ziffern direkt abgelesen werden. Vergisst man darauf, dann wird der Autostop nach dem 12. Bild freigegeben und der Verschluss ist gesperrt, da die Kamera annimmt, dass man einen Rollfilm belichtet, der nun zu Ende ist.

Einen Nachteil hat dieses erste Kleinbildmodell noch: es gibt keine Rückspulmöglichkeit, da die Achsenverlängerung für die Filmspule, die noch beim Vorgänger als gefederter Knopf auf der linken Gehäuseseite herausragt, durch eine Ausschwenkachse in der Filmkammer erstzt wurde. Ich habe es zwar noch nicht ausprobiert, nehme aber an, dass der Film in der Dunkelkammer oder einem Filmwechselsack herausgenommen wurde. Ab der Va kann man den Film in der Kamera zurückspulen.

ModellbezeichnungFlexaret IV / IVa / IVb / IV SP
HerstellerMeopta
BaujahrIV: 1956-1959
IVa: 1957-1959
IVb: 1958-1959
IV SP: 1958-1959
VerschlussvariantenMetax 1-1/400,B
Prontor-SVS 1-1/300,B
AufnahmeobjektivBelar 3.5/80
SucherobjektivAnastigmat 3/80
Focus-Nahgrenze1 m
FilmtransportDrehknopf mit Autostop
BlitzauslöserX
Zubehörschuhnein
Filmformat6x6
IVa: 24x36
Filteranschluss30mm Steckfilter

Mit dem Modell IVb hat es eine ganz besondere Bewandnis. Der damals in der Tschechoslovakei bekannte Fotograf und Publizist Erich Einhorn regte verschiedene Verbesserungen an, die in der laufenden Serie einflossen. Die wichtigste war der Schieber für die Fokussierung unterhalb der Objektive. Er ist in Form eines Bogens ausgeführt, dessen beide Enden mit Knöpfen vergrössert sind. Diese Form hat den grossen Vorteil, dass man von nah bis unendlich und zurück regeln kann ohne die Griffposition zu ändern, weil man mit jeder Hand eines der Enden erreicht.

Dann gibt es einen zusätzlicher Auslöser unter dem Aufnahmeobjektiv. Tatsächlich wurde dazu der im Verschluss bereits vorhandene Auslöser nach aussen verlängert, wie das bis zum Modell III üblich war. Offensichtlich war der Auslösehebel, der für die IVer so stilbilden ist, für Herrn Einhorn nicht geeignet, um erschütterungsfrei auszulösen. Ich weis nicht, was das über Herrn Eichhorns Motorik aussagt, ausser dass sie meiner zu entsprechen scheint. :-)

Die Bezeichnung IVb wurde von Einhorn selbst gewählt und steht nicht für ein exakt definiertes Modell. Seine Vorschläge wurden sowohl in IV- als auch in IVa-Modellen eingebaut. Weitere Verwirrung entsteht durch einen Zubehör-Auslöser, der in die Buchse des Drahtauslösers eingeschraubt wird und als Zubehörteil von Meopta verkauft wurde. Somit kann man also auch auf Flexaret-IV stoßen, die mit drei Auslösern versehen sind.

Als kleine Besonderheit kann das Modell Flexaret IV ŠKOLNÍ PRÍSTROJ (SP, “Schulapparat”) gelten. Dabei handelt es sich um eine IVb, die für Schulzwecke günstig hergestellt wurde. Auf dem Sucherdeckel ist hinten der Schriftzug “ŠKOLNÍ PRÍSTROJ” aufgedruckt. Der Verschluss ist ein Metax-Verschluss 1-1/400,B. Kleinbildfilm kann nicht verwendet werden, weil der Rückspulknopf und die zusätzliche Zählerscheibe neben dem Bildzähler fehlen.

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